Kolik beim Pferd

Miranda hatte gestern eine Krampfkolik. Die erste Kolik seitdem dieses Pferd bei uns ist und ich hoffe auch die letzte.

Eine Krampfkolik ist nicht nur sehr schmerzhaft für das Tier, sie ist auch richtig gefährlich. Denn daraus kann sich sehr schnell eine Darmverlagerung entwickeln. Wird das Pferd dann nicht gleich operiert, kann es sterben!

Miranda ging es schlecht, richtig schlecht. Ihr Anblick war zum Heulen. Ich bin so froh, dass ich bereits bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, bevor es richtig losging. So war der Tierarzt sehr schnell da und konnte helfen.

Wobei mir wieder bewusst wurde, wie wenig Tierärzte für Pferde tun können.

Der Tierarzt spritzte ein krampflösendes und ein schmerzstillendes Mittel. Das schlug zuerst nicht richtig an. Miranda hätte Futter annehmen, erleichtert ausatmen, oder pinkeln sollen. Das sind Zeichen dafür, dass das Mittel den Krampf gelöst hat und es dem Pferd besser geht.

Wir warteten vergeblich auf diese Zeichen. Miranda stand einfach nur müde und wackelig da. Sie konnte vor Müdigkeit die Augen kaum offen halten. Nur die typischen Symptome einer Kolik: das Flehmen, mit dem Kopf wackeln und sich nach dem Bauch umschauen, waren verschwunden.

„Das gefällt mir nicht“, sagte der Tierarzt, „so möchte ich das Pferd nicht sehen“.

„Was machen wir wenn das Mittel nicht anschlägt?“ fragte ich.

„Es gibt drei Möglichkeiten“, erklärte er mir.

  1. Ein stärkeres Schmerzmittel spritzen, was aber gleichzeitig sedierend wirkt. (Miranda stand eh schon sehr wackelig auf den Beinen)
  2. In die Klink.
  3. Einschläfern

Miranda sollte sterben? Ich war geschockt und innerlich ganz leer.

„Von der Klinik würde ich abraten“, hörte ich den Tierarzt sagen. „Wieso?“ frage ich und erwartete er würde mir etwas von schlechten Erfolgschancen erzählen. Doch der Tierarzt stellte eine simple Kosten-Nutzung-Rechnung auf.

Er erklärte mir: „Die Klinik ist teuer. Wenn ein Pferd noch 10 Jahre zu leben hat, kann man die Kosten auf die Jahre umrechnen. Aber dieser hier wird keine 10 Jahre mehr leben. Die meisten Warmblüter werden keine 30 Jahre alt. Der hat höchstens noch 1 – 2 Jahre, da lohnt sich die Klinik nicht“.

Oh je, ich musste erst einmal Schlucken. Ich werde mich wohl nie an diese Sicht der Dinge gewöhnen. Ich wollte nur die Erfolgsaussichten wissen. Miranda soll sich nicht quälen. Ich würde sie nie auf Teufel komm raus, in einer Klinik behandeln lassen, wenn es keine Chancen für sie gäbe, dies zu überleben.

Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, mit welchem innerlichen Druck ich die nächsten zwei Stunden bei dem Pferd stand. Ich hoffte so sehr, dass die Behandlung Wirkung zeigte und das tat sie dann ja auch.

Über Hilfe für Miranda

Wir helfen Miranda, einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute. Wir sind eine kleine Gruppe Privatpersonen, die sich durch den Fall Miranda kennen lernten und eine Hilfsaktion daraus machten! Daraus ist 2015 der gemeinnützige Tierschutzverein "Tierhilfe Miranda e.V." geworden. Miranda bekam Freunde dazu und nun kümmern wir uns ausschließlich um alte und unvermittelbare Tiere. Mit unserem Blog wollen wir auch auf das Schicksal der Zuchtstuten aufmerksam machen. Denn sie landen fast alle beim Schlachter, sobald sie keinen Gewinn mehr bringen. Miranda steht stellvertretend für alle Zuchtstuten, denn auch ihr Weg war schon beschlossen. Mit 20 Jahren und nach zwei Totgeburten, sollte sie geschlachtet werden. Nur weil wir sie freikauften, einen Gnadenbrot-Platz für sie schafften, retteten wir ihr das Leben. Der Blog berichtet aktuell über Mirandas neues, artgerechtes Rentnerleben. Wir möchten niemanden anklagen oder verurteilen, wir möchten nachdenklich machen. Schön wäre ein Umdenken bei Züchtern und Reitern zu erreichen. Wir möchten auch Unterstützung finden. In Form von Mithilfe, Sachspenden und Spenden, damit wir Miranda ein wundervolles Leben ermöglichen können. Sie hat verdient, nach vielen Jahen als Gebärmaschine würdevoll und artgerecht behandelt zu werden. Wir möchten auch, dass jeder der nun weiß, was mit ausrangierten Zuchtstuten passiert, die Geschichte weiter erzählt. Dafür sagen wir DANKE!
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40 Antworten zu Kolik beim Pferd

  1. Linsenfutter schreibt:

    Hoffentlich geht das gut.
    LG Jürgen

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  2. Katzenfluestern schreibt:

    Es ist schön, dass es Miranda wieder gut geht. Die Kosten-/Nutzenrechnung stellen leider auch viele Tierhalter auf, so dass man dem Tierarzt da gar keinen Vorwurf machen kann. Vielleicht hat er nicht soooo viele Menschen in seiner Praxis, die diese Rechnung eben nicht aufstellen. Alles Liebe weiterhin für Miranda. LG Ilona

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Im Großtierbereich ist das bestimmt weitaus üblicher als bei den Kleintieren. Für Hund und Katze werden viele Behandlungsmöglichkeiten in Anspruch genommen, auch wenn die teuer sein sollten. Bei Großtieren sieht das anders aus. Außerdem gibt es nicht so viele zugelassene Medikamente für Pferde.
      Danke für die guten Wünsche!
      LG Susanne

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      • Katzenfluestern schreibt:

        Das stimmt schon, wobei ich das häufig aber auch bei Kleintieren erlebe. Aber das mit den Medikamenten ist wohl wahr. Ich hoffe, Miranda geht es wieder gut. Sie hat ja die beste Pflege ❤ LG

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        • Hilfe für Miranda schreibt:

          Ich hab eher den Eindruck, dass bei Hunden und Katzen zu viel teure Therapien gemacht werden, die keinerlei Aussicht auf Erfolg haben. Die allermeisten Hunde- und Katzenhalter sind bereit den letzten Cent für ihr Tier zu geben. Da werden gern mal teure Behandlungen gemacht, die unnötig wären oder dem Tier nicht mehr helfen können.
          Miranda geht es wieder gut. Sie bekommt vorsichtshalber Schüßler Salz Nr. 7 für die nächste Zeit. Ich mache ja viel mit Schüßlersalzen, auch bei den Pferden.
          LG Susanne

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  3. bernadett schreibt:

    Wir drücken die Daumen

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  4. Harry schreibt:

    arme Miranda, arme Susanna, das sind ja fürchterliche Nachrichten, hoffe ganz in ständig das so was nicht wieder kommt, alles gute für Miranda und Dir, ganz liebe Grüße von Harry

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  5. Stella, oh, Stella schreibt:

    An diese Kosten/Nutzen Ansicht der Dinge werde ich mich auch nie gewöhnen. Weisst du denn, woher die Kolik kam? Das wäre ja doch ganz gut zu wissen.

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  6. Eugen schreibt:

    Puh, war das eine böse Überraschung!
    Aber jetzt scheints ja Gottseidank überstanden zu sein.
    Aber klar, wechselhaftes Wetter und ein wackliger Kreislauf bergen leider ein erhebliches Kolik-Risiko.
    Alles Gute für Miranda und bitte bitte keine Neuauflage!

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Oh ja, das war eine böse Überraschung! Ich denke Du hast recht, es wird am wechselhaften Wetter und dem belasteten Kreislauf gelegen haben. An der Fütterung kann es nicht gelegen haben. Ich werde in der nächsten Woche noch einmal den Tierarzt kommen lassen, damit er das Herz der Stute abhört. Er hatte ja ein Herzgeräusch bemerkt, meinte aber, dass das Blut bei einer Kolik manchmal anderes fließt und wir das später abklären sollten.
      Vielen Dank für Deine guten Wünsche! Wir hoffen, dass das nicht wieder passiert.
      LG Susanne

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  7. pflanzwas schreibt:

    Oje, daß ist ja alles gerade ganz schön aufregend bei dir. Schön, daß es Miranda besser geht und hoffentlich hat sie noch ein paar schöne Jahre ♥♥♥ LG Almuth

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