Neujahrsmorgen

 

Am Neujahrsmorgen holten mich fiese Würg-Geräusche aus dem Schlaf. Es dauerte etwas bis ich merkte, dass Giada neben das Bett kotzte. „Frohes neues Jahr“, dachte ich, während der Hund noch einmal eine Ladung tief aus dem Magen hochwürgte und auf den Fußboden beförderte. „Es ist sowieso Zeit zum Aufstehen“, dachte ich und krabbelte vorsichtshalber lieber auf der anderen Seite aus dem Bett. Es war noch dunkel draußen und ich wollte nicht in das treten, was nun vor meinem Bett lag.

Eine Nachttischlampe gibt es nicht mehr, die haben die Katzen vor einiger Zeit vom Tisch geschubst. Als ich im Dunkeln zum Lichtschalter tappte, überlegte ich, was wohl auf dem Fußboden liegen könnte. Drei Möglichkeiten gab es.

  1. Es könnte Giadas gestriges Abendessen sein, was sie schon wieder aufgefuttert haben könnte, ehe ich den Lichtschalter erreichte.
  2. Oder es könnte das große Stück Trockenpansen sein, welches ich ihr gestern zum Knabbern gab. Hunde schlucken so etwas schon mal im Ganzen runter, um es später wieder hoch zu würgen und noch einmal in Ruhe zu fressen.
  3. Es könnte aber auch nur Magensaft sein. Hunde kotzen manchmal wenn der Magen leer ist. Am liebsten fressen sie vorher Gras, aber dazu hatte Giada in der Nacht keine Möglichkeit.

Als ich das Licht einschaltete, waren da nur zwei große Schleimflecken auf dem Boden. Es bestand also keine Gefahr, dass Giada, einer der anderen Hund oder eine der Katzen das Erbrochene auffressen würde, während ich Papierrolle und Wischzeugs aus der Küche holte.

„Das Jahr fängt gut an…“, dachte ich und entfernte das Erbrochene vom Boden. Giada war schon wieder gut drauf und wollte Gassi gehen. So zog ich mich an und ging mit den Hunden die Morgenrunde. Es war immer noch dämmrig und ein heftiger Sturm tobte. In der Silvesternacht war das Wetter noch ruhig gewesen, jetzt waren die Elemente entfesselt, wie man schreiben könnte.

Wir waren noch keine 100 Meter gegangen, da standen plötzlich zwei Rehe unter einem Baum, direkt neben dem Weg. Weder ich noch die Hunde hatten sie bemerkt und die Rehe uns eben so wenig. Wahrscheinlich waren sie noch von der Silvesternacht verwirrt und der Sturm tat sein übrigens dazu. Erst als wir direkt voreinander standen, erschraken wir alle. Eine seltsame Situation. Alle standen bewegungslos da und starrten das Gegenüber an. Dann endlich flüchteten die Rehe. Die Hunde schauten ihnen nur nach, dann gingen wir unsere gewohnte Runde weiter.

Nach dem Spaziergang mischte ich das Futter für die Pferde und ging in den Stall. Als ich gerade den Futtereimer vor Miranda abgestellt hatte, kippt direkt hinter ihrer Box ein Baum um! Ich konnte durchs Fenster zuschauen wie er ganz langsam, wie in Zeitlupe, umfiel. Miranda stand mit dem Rücken zum Fenster. Sie hörte nur die unheimlichen Geräusche, die die Äste machten, während sie im Fall an den anderen Bäumen entlang schrammten. Dann knallte es laut, als der Baum auf dem Boden ankam, begleitet vom Knacken der brechenden Äste, bis der Stamm liegen blieb und sich nicht mehr bewegte.

Miranda wollte panisch werden, ihr Körper wurde steif, jeder einzelne Muskel war gespannt, ihr Kopf ging hoch und ich sah das Weiße in ihren Augen. In so einem Moment schrumpft die Pferdebox auf Streichholzschachtel-Größe zusammen, wenn man neben einem panischen Pferd steht. Ich sprach die Stute sofort an und Gott sei Dank, entspannte sie sich. Ihr Körper wurde wieder weich. Ich lobte sie, sagte wie gut sie das macht. Wieder einmal war ich sehr dankbar, dass ich einen beruhigenden Einfluss auf das Pferd hatte.

Leider landete der obere Teil des Baumes in unserer Zufahrt.

Campa sagt: „Kann das mal einer wegnehmen?“

Baum-02.01.2019.jpg

Der Rest des Jahres darf jetzt gern weniger aufregend werden.

Über Hilfe für Miranda

Wir helfen Miranda, einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute. Wir sind eine kleine Gruppe Privatpersonen, die sich durch den Fall Miranda kennen lernten und eine Hilfsaktion daraus machten! Daraus ist 2015 der gemeinnützige Tierschutzverein "Tierhilfe Miranda e.V." geworden. Miranda bekam Freunde dazu und nun kümmern wir uns ausschließlich um alte und unvermittelbare Tiere. Mit unserem Blog wollen wir auch auf das Schicksal der Zuchtstuten aufmerksam machen. Denn sie landen fast alle beim Schlachter, sobald sie keinen Gewinn mehr bringen. Miranda steht stellvertretend für alle Zuchtstuten, denn auch ihr Weg war schon beschlossen. Mit 20 Jahren und nach zwei Totgeburten, sollte sie geschlachtet werden. Nur weil wir sie freikauften, einen Gnadenbrot-Platz für sie schafften, retteten wir ihr das Leben. Der Blog berichtet aktuell über Mirandas neues, artgerechtes Rentnerleben. Wir möchten niemanden anklagen oder verurteilen, wir möchten nachdenklich machen. Schön wäre ein Umdenken bei Züchtern und Reitern zu erreichen. Wir möchten auch Unterstützung finden. In Form von Mithilfe, Sachspenden und Spenden, damit wir Miranda ein wundervolles Leben ermöglichen können. Sie hat verdient, nach vielen Jahen als Gebärmaschine würdevoll und artgerecht behandelt zu werden. Wir möchten auch, dass jeder der nun weiß, was mit ausrangierten Zuchtstuten passiert, die Geschichte weiter erzählt. Dafür sagen wir DANKE!
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18 Antworten zu Neujahrsmorgen

  1. tessamaus schreibt:

    Na das fing ja gut für Sie an.
    Dann mal ein Frohes neues Jahr.

    Gefällt 2 Personen

  2. tanjabrittonwriter schreibt:

    Liebe Grüße und die allerbesten Wünsche für ein weniger aufregendes Jahr, aber mit den vielen interessanten Tieren, ist das wohl nicht so realistisch. Möge es trotzdem glücklich und friedevoll sein.

    Gefällt 1 Person

  3. Nicole Vergin schreibt:

    Herrje, was für eine Aufregung! Ich drücke Dir die Daumen, dass es nun etwas gemächlicher weiter geht… 😉
    Liebe Grüße
    Nicole

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  4. Fjonka schreibt:

    Auweia – super Jahresbeginn, das *gg*
    Vielleicht muß man diesem Jahr, wie Miranda, nur mal kurz zureden, und dann entspannt es sich !? Versuch macht kluch…. 😉

    Gefällt 1 Person

  5. Corinna schreibt:

    Also ich drücke auf jeden Fall die Daumen dafür, dass das Jahr besser wird als es begonnen hat. Kann doch eigentlich nur so sein, oder?!
    Viele liebe Grüße aus Apulien!
    Corinna

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Vielen Dank liebe Corinna! ❤
      Da gebe ich Dir recht, es kann nur besser werden. Am nervigsten war der Sturm, weil der so heftig war. Wir haben ihn aber gut überstanden, es ist ja sonst nichts kaputt gegangen. Wenn ich daran denke, dass ich mit den Hunden dort entlang ging, wo nicht einmal eine Stunde später, der Baum hinkrachte. Da haben wir doch wieder einmal Glück gehabt. 🙂
      Viele liebe Grüße nach Italien
      Susanne
      PS: Giada – unsere Maremmano Hündin – schickt auch einen Gruß in ihre alte Heimat. 🙂

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  6. bernadett schreibt:

    Liebe Susanne,
    da hattest Du ja wirklich einen turbulenten Jahresanfang.Bloß gut,dass mit dem Baum nichts Schlimmeres passiert ist,das hätte böse enden können.Solch ähnliches Erlebnis mit einen umstürzenden Baum im Sturm hatten wir vor Jahren auch schon einmal.
    Schön,wie Du die drei möglichen Ursachen des würgenden Hundes beschreibst,auch das kennen wir zur genüge.
    Jetzt wünschen wir Dir,dass das Neue Jahr nun etwas ruhiger für Euch weitergeht.
    LG Uwe

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Lieber Uwe,
      wir haben den Sturm gut überstanden. Dafür bin ich froh und dankbar, denn er war wirklich heftig. Sonst ist alles heil geblieben und der Baum ist nicht auf den Stall oder Schuppen gefallen. Das ist die Hauptsache. Ich hoffe Euer Erlebnis ging auch so gut aus?
      Hi, hi, ja das mit dem kotzenden Hunden ist so eine Sache. 🙂 Wer keinen Hund hat, findet das bestimmt etwas eklig. Aber jeder Hundehalter kennt das mit Sicherheit. Es reicht manchmal schon aus, wenn der Hund sein Futter zu hastig verschlingt. Dann kotzt er es gerne wieder aus, um es danach noch einmal in Ruhe zu fressen. Das dürfte noch ein Erbe des Wolfes sein. Da braucht der Mensch starke Nerven… 🙂
      Vielen Dank für Deine guten Wünsche! Ich wünsche Euch, dass 2019 besser für Euch wird. ❤
      LG Susanne

      Gefällt 1 Person

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