Das Drama

Es fällt mir nicht leicht dies alles zu schreiben, aber ich muss euch auf dem Laufenden halten, wie es nach Bachus Tod hier weiter geht. Ich schreibe dies im nüchternen Erzählstil, weil ich immer noch schlecht damit klar komme.

Agathenburg-See

Am 18.08.2018 verstarb ganz plötzlich und unerwartet, unser 33 Jahre alter Wallach Bachus. Morgens war die Welt noch in bester Ordnung. Bachus ging es gut, so wie immer. Er war keinen Tag krank, seitdem er hier bei uns auf dem Hof war. Gegen Mittag legte er sich im Stall hin und kam nicht mehr auf die Beine.

Wir versuchten alles, um ihn wieder hoch zu bekommen. Die Nachbarschaftshilfe war unglaublich. Innerhalb kürzester Zeit fanden sich sechs starke Männer ein die bereit waren, einem Pferd auf die Beine zu helfen. Das ist keine leichte und vor allen Dingen keine ungefährliche Aufgabe. Deshalb möchte ich mich noch einmal bei allen Helfern bedanken.

Wir versuchten alles, um Bachus wieder auf die Beine zu bekommen. Ich hatte eine Tierärztin gerufen, die inzwischen ebenfalls vor Ort war. Miranda stand die ganze Zeit neben uns. Sie beobachtete was wir taten und verhielt sich vollkommen ruhig. Obwohl sechs fremde Männer, eine Tierärztin und ich, teilweise etwas hektisch darum bemüht waren, Bachus zum Mitmachen zu bewegen, blieb Miranda seltsam ruhig.

Die Tierärztin spritzte dem alten Wallach ein Schmerzmittel und etwas für den Kreislauf. Wir kämpften um sein Leben, aber Bachus kam nicht mehr auf die Beine. Seine Hinterbeine waren stocksteif und kalt. Er konnte sie nicht mehr einknicken. So hatten wir aber keine Chance ihn hoch zu bekommen. Erst versuchte ich seine Beine zu knicken, dann die Tierärztin, gemeinsam mit einem der starken Männer. Es war einfach unmöglich – die Beine ließen sich nicht biegen. Sie waren stocksteif und blieben gestreckt.

Die Tierärztin hörte erneut das Herz des Pferdes ab. Die Herzgeräusche waren jetzt nur noch verwaschen zu hören, sein Kreislauf drohte zu versagen. Da teilte sie uns mit, dass es an der Zeit war ihn gehen zu lassen. Schweren Herzens gab ich mein Einverständnis. Ich hatte so gehofft, dass wir Bachus wieder auf die Beine bekommen würden. Aber seine Zeit auf dieser Welt war leider zu Ende. Die Männer zogen sich zurück und ließen mich mit der Tierärztin allein. Sie erklärte mir ganz genau den Ablauf und was gleich passieren würde.

Ich bekam Zeit um mich von Bachus zu verabschieden. Als die Tierärztin wieder in den Stall kam, legte sie einen Venenkatheter. Ich bräuchte nicht dabei sein, sagte sie. Doch ich blieb, denn ich wollte Bachus nicht im Stich lassen. Sie spritze das Mittel „Release“, was ein Betäubungsmittel ist und als erstes das Bewusstsein ausschaltet. Ich hielt währenddessen Bachus Kopf und streichelte ihn. Der Wallach war augenblicklich eingeschlafen. Ganz sanft konnte er gehen. Sogar im Tod sah er noch aus, als ob er lächeln würde.

Die Tierärztin verließ den Stall, damit ich etwas mit ihm allein sein konnte. Dann kam sie noch einmal herein, hörte sein Herz ab um zu bestätigen, dass er wirklich tot war. Sie riet uns den Körper noch einige Zeit im Stall zu lassen, damit Miranda sich in aller Ruhe von ihm verabschieden konnte. Das taten wir auch.

Im nächsten Blogbericht erzähle ich euch wie es weiter ging.

Über Hilfe für Miranda

Wir helfen Miranda, einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute. Wir sind eine kleine Gruppe Privatpersonen, die sich durch den Fall Miranda kennen lernten und eine Hilfsaktion daraus machten! Daraus ist 2015 der gemeinnützige Tierschutzverein "Tierhilfe Miranda e.V." geworden. Miranda bekam Freunde dazu und nun kümmern wir uns ausschließlich um alte und unvermittelbare Tiere. Mit unserem Blog wollen wir auch auf das Schicksal der Zuchtstuten aufmerksam machen. Denn sie landen fast alle beim Schlachter, sobald sie keinen Gewinn mehr bringen. Miranda steht stellvertretend für alle Zuchtstuten, denn auch ihr Weg war schon beschlossen. Mit 20 Jahren und nach zwei Totgeburten, sollte sie geschlachtet werden. Nur weil wir sie freikauften, einen Gnadenbrot-Platz für sie schafften, retteten wir ihr das Leben. Der Blog berichtet aktuell über Mirandas neues, artgerechtes Rentnerleben. Wir möchten niemanden anklagen oder verurteilen, wir möchten nachdenklich machen. Schön wäre ein Umdenken bei Züchtern und Reitern zu erreichen. Wir möchten auch Unterstützung finden. In Form von Mithilfe, Sachspenden und Spenden, damit wir Miranda ein wundervolles Leben ermöglichen können. Sie hat verdient, nach vielen Jahen als Gebärmaschine würdevoll und artgerecht behandelt zu werden. Wir möchten auch, dass jeder der nun weiß, was mit ausrangierten Zuchtstuten passiert, die Geschichte weiter erzählt. Dafür sagen wir DANKE!
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22 Antworten zu Das Drama

  1. einfachtilda schreibt:

    Es ist so traurig, das tut weh 😦

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  2. Stella, oh, Stella schreibt:

    Wisst ihr, das ist eine gute Art zu gehen, so wie Bachus das gemacht. Gesund bis zum Letzten und sich dann hinlegen und weg. Ich hoffe, dass euch das ein wenig trösten kann, dass er nicht lange gelitten hat und einige schöne Pferdejahre bei euch hatte.

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  3. Hedwig Mundorf schreibt:

    Das ist wirklich sehr, sehr traurig.

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  4. Ewald Sindt schreibt:

    Das tut mit so leid für euch, aber er ist in Frieden eingeschlafen und so wie ich es sehe, hat Mirinda gespürt das Bacchus sich von dieser Welt verabschieden wollte.
    Lieben Gruß, Ewald

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  5. Nicole Vergin schreibt:

    Es tut mir so leid, dass Du Bachus gehen lassen musstest. Ich schicke Dir viel Kraft, gute Gedanken und alles Gute für diese schwere Zeit. ❤
    Liebe Grüße
    Nicole

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  6. Harry schreibt:

    Liebste Susanne ich finde keine Worte, leider habe ich solche Situationen ein paar mal miterleben müssen und weiß wie es dier geht, Kopf Hoch Susanne, du hast Bachus ein schönes Altenleben gegeben und dafür wirst du irgendwann irgendwo belohnt. Allerliebsten Gruß und vielleicht hilft dir es wenn du daran denkst, du hast noch etliche Geschöpfe die dich brauchen. 🙂

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Ich danke Dir lieber Harry. Ich finde meine Kraft momentan genau indem was Du geschrieben hast. Weil ich weiß, dass die anderen Tiere mich brauchen. Ich lasse sie nicht im Stich, wie andere es getan haben.
      LG Susanne

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  7. pflanzwas schreibt:

    Es ist so traurig, für die, die hier bleiben, aber was für ein Glück für Bacchus, daß es so schnell und ohne Leiden und Krankheit ging! Das ist nur ein schwacher Trost, aber ein Trost. Im Pferdehimmel hat er es jetzt bestimmt gut♥ Alles Liebe und viel Kraft für dich! Almuth

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