Vertrauen schaffen

Bei uns war es die letzten Tage sehr stürmisch. Als ich vorgestern den Pferden das Müsli auf die Weide brachte, drehte Miranda aufgeregte Runden. Der Wind hatte eine für sie bedrohliche Witterung, vom kleinen Wäldchen, das hinter der Nachbarweide liegt, herüber getragen.

Die schöne Stute war total aufgeregt. Sie schnaufte wild, schaute immer wieder mit hoch erhobenen Kopf zum Wäldchen. Ihr ganzer Körper stand unter Spannung. Bereit zum sofortigen losrennen. Ich stand mit meinen Eimern in der Hand da. Miranda galoppierte in Kreisen um mich rum. Und glaubt mir, wenn ein aufgeregter Hannoveraner über die Weide rennt, kommt man sich sehr klein und hilflos vor.

Miranda drehte so auf, dass sogar Bachus zu kreisen anfing. Unser Opa lässt sich sonst nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Na toll, dachte ich mir, so kannst du kein Müsli füttern. Die Eimer würden nur so fliegen und ich wollte auch nicht gern unter die Hufe kommen. Also überlegte ich, was ich tun könnte. Ich nahm die Eimer, ging zum Zaun und stieg zwischen den Zaunlitzen durch. Die Eimer ließ ich stehen, hüpfte über den Graben, ging über die Nachbarweide, zum Wäldchen. Miranda beobachtete mich genau von der Weide aus.

Miranda-c-21.05.2012

Nachdem ich die „gefährliche Stelle“ begutachtet hatte, ging ich den selben Weg zurück. Als ich durch den Zaun schlüpfte, begrüßte Miranda mich mit einem Wiehern!
Ich stellte die Eimer vor die Pferde und Miranda fraß ruhig und entspannt. Manchmal schaute sie noch zu dem Wäldchen rüber, aber es war keine Aufregung mehr in ihrem Blick.

Ich denke, dass ich dadurch wieder einmal in der Achtung der Pferde gestiegen bin. Ich war mutig, habe mich der gefährlichen Situation gestellt und nachgeschaut. Damit konnte ich der Herde vermitteln, dass keine Gefahr besteht.

Jeder Reiter kann solche Situationen nutzen, um das Vertrauen seines Pferdes zu bekommen. Ich habe Miranda schon öfter aus unangenehmen Situationen herausgeholt. Deshalb beruhigt sie sich in vielen Fällen schon, wenn ich nur zu ihr auf die Weide gehe. Unsere Anfangszeit sah ganz anders aus. Da fragte ich mich oft, wie ich mit so einem tobenden Pferd umgehen sollte. Es hat eine Weile gedauert, aber dann war ein Verhältnis geschaffen, das auf gegenseitigem Vertrauen beruht.

Miranda-Bachus-Müsli-3

Über Hilfe für Miranda

Wir helfen Miranda, einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute. Wir sind eine kleine Gruppe Privatpersonen, die sich durch den Fall Miranda kennen lernten und eine Hilfsaktion daraus machten! Daraus ist 2015 der gemeinnützige Tierschutzverein "Tierhilfe Miranda e.V." geworden. Miranda bekam Freunde dazu und nun kümmern wir uns ausschließlich um alte und unvermittelbare Tiere. Mit unserem Blog wollen wir auch auf das Schicksal der Zuchtstuten aufmerksam machen. Denn sie landen fast alle beim Schlachter, sobald sie keinen Gewinn mehr bringen. Miranda steht stellvertretend für alle Zuchtstuten, denn auch ihr Weg war schon beschlossen. Mit 20 Jahren und nach zwei Totgeburten, sollte sie geschlachtet werden. Nur weil wir sie freikauften, einen Gnadenbrot-Platz für sie schafften, retteten wir ihr das Leben. Der Blog berichtet aktuell über Mirandas neues, artgerechtes Rentnerleben. Wir möchten niemanden anklagen oder verurteilen, wir möchten nachdenklich machen. Schön wäre ein Umdenken bei Züchtern und Reitern zu erreichen. Wir möchten auch Unterstützung finden. In Form von Mithilfe, Sachspenden und Spenden, damit wir Miranda ein wundervolles Leben ermöglichen können. Sie hat verdient, nach vielen Jahen als Gebärmaschine würdevoll und artgerecht behandelt zu werden. Wir möchten auch, dass jeder der nun weiß, was mit ausrangierten Zuchtstuten passiert, die Geschichte weiter erzählt. Dafür sagen wir DANKE!
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14 Antworten zu Vertrauen schaffen

  1. Chris schreibt:

    Das ist echt eine schöne Geschichte und zeigt, wie gut ihr zusammengewachsen seid. Hoffentlich hört der doofe Sturm bald auf, ich bin gestern früh auch vor ihm geflüchtet und nach wenigen Gassimetern sofort wieder umgedreht, so dolle hat der mich erschreckt.

    Wuff-Wuff dein Chris

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Lieber Chris,
      für Hunde kann ein Sturm auch erschreckend sein. Ich glaube, der Wind trägt Gerüche und Geräusche zu euch, die wir Menschen gar nicht wahrnehmen können. Das macht nervös. Besonders bei Angsthunden ist das zu beobachten. Du bist ja ein mutiger Terrier, aber Du hast sehr feine Sinne.
      Hoffentlich sind die Stürme bald durch. Bei uns tobt Sturm Nr. 2!
      LG Susanne
      PS: Die Frau die „den Mann zum selber backen“ bei Ebay für 5.- Euro ersteigert hat, hat nicht bezahlt! 😦

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      • Chris schreibt:

        Liebe Susanne,

        also der Sturm war schon recht heftig, normalerweise reagiere ich nicht so heftig, aber ich hab nicht drauf vertraut, dass das Frauchen und damit ich am Boden bleibe. Hier war es zum Glück nur einer, aber ich halte die Pfoten, dass eure Nr. 2 auch bald abzieht.

        Was? Och menno, das ist ja voll doof! Da hast du dich so gefreut, dass es doch 5 Euro geworden sind und dann sowas…. 😦 Du hast ihr den „Mann“ aber hoffentlich noch nicht geschickt, oder?

        Wuff-Wuff dein Chris

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        • Hilfe für Miranda schreibt:

          Sturm Nr. 2 ist durch! 😀 Hoffentlich ist jetzt Ruhe im Karton! 😉
          Neee, losgeschickt hatte ich „den Man zum selber backen“ nicht. Bei Ebay konnte ich in kurzer Zeit viel lernen. Du hast einen Artikel erst verkauft, wenn das Geld auf deinem Konto ist. Seitdem man Käufer bei Ebay nicht mehr negativ bewerten kann, steigt die Zahl derer, die einfach nicht zahlen. Das ist sehr ärgerlich, weil das Prozedere danach, um die Verkaufsprovision von Ebay gutgeschrieben zu bekommen, sehr langwierig ist. Bis der Artikel neu eingestellt werden kann, gehen Wochen ins Haus. Ich mag solche Käufer nicht. Ebay geht nicht einmal gegen Wiederholungstäter vor. Als Verkäufer stehst du bei Ebay auf verlorenem Posten. 😦
          LG Susanne

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  2. Elisabeth Berger schreibt:

    Liebe Susanne, ein interessanter Bericht. Da ich mich im Umgang mit Pferden nicht auskenne, finde ich es gigantisch, daß sie so sehr drauf vertrauen, daß du ihnen die Gefahr aus dem Weg räumen wirst. Sie sind so groß, könnten mit ihren Hufen schon einiges anstellen, da dachte ich als Laie, daß sie sich nicht allein darauf verlassen, was ihr Menschlein gegen Gefahr ausrichten könnte.
    Man lernt eben nie aus!
    Aber ich weiß auch von Flipsi, der ja auch nicht gerade klein und harmlos aussieht, daß er mich gerne mal vorschickt zum Auskundschaften. Ronnie sah fürchterlich gefährlich aus und war ein gestandener Rüde. Er war die friedlichste Seele, aber viele wechselten die Straßenseite😖 Selbst er versteckte sich hinter mir, wenn ihm ein kleines Hündchen nicht geheuer war und ich es für ihn regeln sollte. Er dachte wohl, wie Miranda und Bachus: laß‘ das die Alte mal klären, die macht das schon😀
    LG Elisabeth

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Liebe Elisabeth,
      Pferde sind Fluchttiere. Sie rennen zuerst kopflos weg und schauen später, ob es eine Gefahr war. So schützen sie sich in der Natur vor Räubern. Wenn ein Pferd etwas unheimlich findet, regt es sich sehr auf. Miranda vermutete eine Gefahr im Wäldchen. Weil ich todesmutig nachgeschaut haba, konnte sie sich beruhigen. Das zeigt ihr Vertrauen zu mir. 😀
      Mit Hunden funktioniert das auch, wie Du es so schön mit den Beispielen von Flipsi und Ron beschrieben hast. Einen Hund kann man aber an der Leine halten. Bei einem durchgedrehten Pferd, mit 550 bis 700 kg, sieht das schon anders aus. Ich glaube jeder der mit Pferden zu tun hat ist froh, wenn er eine Möglichkeit gefunden hat, sein aufgeregtes Pferd zu beruhigen.
      LG Susanne

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  3. Isabella33 schreibt:

    Liebe Susanne,
    Danke für’s Berichten, und für die Fotos. So habe ich das auch immer bei meinen Hunden gemacht, wenn eine bedrohliche Situation da war. Noch heute gehe ich mit Isi zu den Flaschen Containern, wenn die abgeholt werden, und sie zitternd vor dem knallendem Glasgeräusch zu mir angedüst kommt. (Zur Erinnerung: Sie sass im Auto als meine Heckscheibe knallte) Wir gehen dann ganz langsam, bis das Abholauto weg ist und ich erzähle ihr blabla den verjagen wir und wenn DER dann wegfährt, dann ist sie schon nicht mehr so ängstlich. So ähnlich stelle ich mir das bei Miranda vor, Du hast ihr bewiesen, dass dort nix Schlimmes ist.
    Ach, unsere Lieben, es ist so schön, wenn ein Tier vertraut.
    Liebe Grüße Heidi mit isi

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Liebe Heidi,
      das ist ein Beispiel, wie unglückliche Umstände, die beim Hund einen tiefen Schreck auslösen, zu einem bleibenden Problem werden können. Du gibst Isi das Vertrauen, dass sie mit Dir durch solche Situationen geht. 😀
      Mich erinnert das ein bisschen an meine erste Dogge und den Doggen Club. Mit Alice war ich im DDC in der Ortgruppe Rellingen. Auf dem Übungsplatz wurden die Doggen auch mit allen möglichen Alltagssituationen konfrontiert. Die haben das ganz toll gemacht. Mit der Schußfestigkeit ist der Übungsleiter aber sehr vorsichtig umgegangen. Damit es keine Fehlprägung gibt, hat er das z.B nie geübt, wenn Welpen mit auf dem Platz waren. Ich hatte aber schon vorher mit meinem Doggenbaby mit Luftballons geübt. Sie hatte nie Angst vor Knallgeräuschen. 😀
      LG Susanne

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  4. Paula schreibt:

    Liebe Susanne,

    das ist doch wieder ein so schönes Beispiel,wie sehr Miranda gelernt hat,Dir zu vertrauen.(Bachus natürlich auch)Du kannst zurecht stolz darauf sein.So etwas schaffen nicht viele Menschen und es erfordert unendlich viel Geduld und Beharrlichkeit und Tierliebe und nicht zuletzt natürlich viel Arbeit.
    Wenn es sehr windig ist,stehen unsere Schlappohren auch oft aufgeregt auf der Wiese und halten die Nase in die Luft um ja keinen Geruch zu verpassen.Das muss für die Supernasen ungeheuer spannend und aufregend sein.Viel spannender als einfach wie sonst am Boden rumzuschnüffeln.
    LG Uwe

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Lieber Uwe,
      es war wirklich viel Arbeit und ich bin auch total stolz! 😀 Ich bin sehr stolz auf Miranda, was sie als „Oma“ alles lernen konnte. Bei ihrem Züchter hatte sie 20 Jahre lang nicht viel erlebt. Alles Neue war am Anfang erschreckend für sie. Sie wollte sich neuen Situationen entziehen. Nun ist sie bereit, mit mir zusammen, neues zu erkunden. Das ist das schönste Geschenk für mich! 😀
      Ich kann mir vorstellen, dass Eure Schlappohren die Gerüche, die der Wind mit sich trägt, sehr interessant finden. Bassets haben ja auch eine sehr feine Nase. 😀
      LG Susanne

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  5. ODIE schreibt:

    Das hast du wirklich gut gemacht. Bist ein Super Anführer-„Pferd“ ;-))). Es freut mich sehr zu sehen, dass sie dir jetzt so sehr vertrauen. GLG Odie

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  6. Pingback: Liebster Award | Tierhilfe Miranda e.V.

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