Ein rücksichtsvolles Pferd?

Als ich gestern auf der Weide senste, standen die Pferde nicht weit entfernt. Miranda begann am Boden zu schnuppern, kratzte ein paar Mal mit dem Vorderhuf und legte sich langsam runter. Sie drehte sich auf die Seite und fing an sich zu wälzen. Bachus stand die ganze Zeit genau hinter ihr. Er war müde, das konnte ich an seinem Gesichtsausdruck erkennen.

Miranda wälzte sich auf der einen Seite und ich dachte, oh, oh, hoffentlich geht das gut, weil Bachus so dicht hinter ihr stand. Wenn sie sich jetzt über den Rücken drehte, könnte Bachus einen Huf abbekommen. Denn um über den Rücken zu kommen, holt sie mit den Beinen Schwung. Ich hatte die Befürchtung, ein Huf könnte dabei Bachus am Kopf treffen. Unser Opa blieb verschlafen stehen…

Was ich dann sah, brachte mich zum staunen. Miranda wälzte sich nur auf der einen Seite und stand auf. Dabei hatte sie echte Mühe, gerade auf dieser Seite auf die Beine zu kommen. Der Boden steigt an dieser Stelle leicht an und es stand eine krautig gewachsene, Pflanze neben ihr. Beides war sehr hinderlich beim Aufstehen. Wenn sie sich auf die andere Seite gerollt hätte, wäre sie ohne so große Anstrengung auf die Beine gekommen. Trotzdem rollte sich die Stute nicht auf die andere Seite, sondern mühte sich hoch. Sie schnaufte dabei, weil es so anstrengend war.

Ich bin fest davon überzeugt, Miranda hat auf Bachus Rücksicht genommen. Um auf jemanden Rücksicht zu nehmen, muss man sich in ein anderes Lebewesen reindenken können. Man nennt das auch Empathie. Was man ja eigentlich nur uns Menschen zuspricht. Kann ein Pferd Rücksicht nehmen? Hier sah es so aus! Miranda wollte Bachus nicht verletzen. Sie muss ein Gefühl wie Mitleid für ihn gehabt haben.

Leider hatte ich wieder keine Kamera dabei. Wenn ich auf der Weide arbeite, nehme ich den Fotoapparat nicht gern mit. Ich möchte nicht, dass er beschädigt wird, denn ich brauche ihn ja zum Bloggen!

Deswegen zeige ich ein älteres Foto, von der sich wälzenden Miranda:

Miranda-wälzen

So einen Huf möchte man nicht abbekommen!

Ich finde die Frage, ob ein Tier Rücksicht nehmen kann, sehr interessant. Die Fähigkeit Empathie zu empfinden, soll ja uns Menschen, von den Tieren unterscheiden. Habt ihr bei eurem Tier schon mal festgestellt, dass es Rücksicht genommen hat?

 

 

Über Hilfe für Miranda

Wir helfen Miranda, einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute. Wir sind eine kleine Gruppe Privatpersonen, die sich durch den Fall Miranda kennen lernten und eine Hilfsaktion daraus machten! Daraus ist 2015 der gemeinnützige Tierschutzverein "Tierhilfe Miranda e.V." geworden. Miranda bekam Freunde dazu und nun kümmern wir uns ausschließlich um alte und unvermittelbare Tiere. Mit unserem Blog wollen wir auch auf das Schicksal der Zuchtstuten aufmerksam machen. Denn sie landen fast alle beim Schlachter, sobald sie keinen Gewinn mehr bringen. Miranda steht stellvertretend für alle Zuchtstuten, denn auch ihr Weg war schon beschlossen. Mit 20 Jahren und nach zwei Totgeburten, sollte sie geschlachtet werden. Nur weil wir sie freikauften, einen Gnadenbrot-Platz für sie schafften, retteten wir ihr das Leben. Der Blog berichtet aktuell über Mirandas neues, artgerechtes Rentnerleben. Wir möchten niemanden anklagen oder verurteilen, wir möchten nachdenklich machen. Schön wäre ein Umdenken bei Züchtern und Reitern zu erreichen. Wir möchten auch Unterstützung finden. In Form von Mithilfe, Sachspenden und Spenden, damit wir Miranda ein wundervolles Leben ermöglichen können. Sie hat verdient, nach vielen Jahen als Gebärmaschine würdevoll und artgerecht behandelt zu werden. Wir möchten auch, dass jeder der nun weiß, was mit ausrangierten Zuchtstuten passiert, die Geschichte weiter erzählt. Dafür sagen wir DANKE!
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23 Antworten zu Ein rücksichtsvolles Pferd?

  1. Mit Pferde kenne ich mich nicht aus, aber, dass Hunde Rücksicht nehmen können, das kann ich bestätigen. Bei Katzen habe ich so meine Zweifeln 😉

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  2. Harry aus Lassee schreibt:

    Hallo Susanne, selbstverständlich passt Miranda auf Ihren Kumpel und Weggefährten auf, Sie weiß was Sie an Ihn hat.
    L.g: Harry

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  3. Elisabeth Berger schreibt:

    Bei meinem Hund Ron war ich mir sehr sicher. Er mochte unser Meerschwein Rudi sehr gern. Aber als er den Kleinen das erste Mal im Käfig sitzen sah, blieb er stehen und guckte so furchtbar traurig. Als Rudi dann ans Gitter kam, leckte er ihm unglaublich sanft über’s Gesichtchen. Sobald Rudi aber aus dem Käfig war, war das okay für Ron. Er saß selber jahrelang hinter Gittern…….
    LG
    Elisabeth

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  4. Chris schreibt:

    Natürlich sind wir empathisch veranlagt, Miranda. Ich kann zwar nur für uns Hunde sprechen, aber ich merke genau, wenn es dem Frauchen mal nicht so gut geht. Dann stelle ich mich nicht hin und dränge auf ein lustiges Spiel, auch wenn Spielzeit ist, sondern lege mich zu ihr und lasse sie mich kraulen.

    Wuff-Wuff dein Chris

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  5. Isabella33 schreibt:

    Liebe Susanne,
    ich fange da bei Isi an, die mit den kleinen Babys gaaanz vorsichtig umgeht, obwohl die spitzen Zähnchen schon ab und an ein Löchlein ins Ohr gebissen haben:
    http://schlappohren.over-blog.de/article-babysitter-diplom-103662447.html
    Unsere Basset Hündin Wilma hat ganz sehr auf unseren blinden Cocker Rücksicht genommen. Er durfte sie anrempeln wenn sie schlief und sie hat niemals geknurrt. Sie ist ganz vorsichtig mit ihm umgegangen, obwohl sie früherals er noch gesund war, mit ihm getobt hat. Mit 6 wurde er blind 😦
    Also ich bin ganz sicher, dass wir noch lange nicht die „Seele“ der Tiere „erforscht“ haben.
    Auf jeden Fall sind sie viel feinfühliger. Brave Miranda!!!
    Liebe Grüße Heidi mit Isi

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Ich finde es sehr interessant, dass ein Hund auf seinen erblindeten Kumpel Rücksicht nimmt und auf ihn aufpasst. Das ist doch ein eindeutiger Beweis! 😀 Danke, liebe Heidi, dass Du uns davon berichtet hast! 😀
      LG Susanne

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  6. Ich bin sicher, dass Miranda auf Bachus Rücksicht genommen hat.
    Ich hatte 2005 eine fast 10-jährige kranke weiße Schäferhündin mit u.a. schwerer Arthrose übernommen. Auf einer Hundewiese ist ein großer plumper Golden Retriever auf meine Lisa draufgestiegen. Obwohl sie vor Schmerzen geschrien hatte, ließ der Rüde nicht von ihr ab. Es hat für mich gefühlt ewig gedauert, bis ich den Rüden endlich vom Rücken meiner alten Hündin runter hatte. Die Besitzerin kümmerte sich nicht. „Wenn eine Hündin gut riecht, (Lisa war NICHT läufig) brauche sie ihren Hund gar nicht erst zu rufen.“ Der Husky-Mix Max einer Nachbarin war bei uns. Ein sehr ängstlicher Hund, der in Polen blutüberströmt zu der Mutter der Nachbarin geflüchtet war. Er sollte mit einem Spaten erschlagen werden. Sein Schädel war gespalten. Er war erst kurz bei der Nachbarin und hat sich gleich mit Lisa verstanden. Als wir am nächsten Tag wieder auf die Wiese gegangen sind, hat Max seine Angst überwunden und jeden Rüden verbellt und auf Abstand gehalten, der sich meiner Lisa nähern wollte. Die Katze, die auch bei der Nachbarin gelebt hatte, hat sich an Lisa´s schmerzenden Körper gelegt.
    Tiere (auch Katzen) empfinden Empathie. Wir Menschen sollten uns nicht so viel einbilden und glauben, dass wir den Tieren überlegen sind. Meistens ist es umgekehrt.
    Tierische Grüße Edith mit Nera + Lila

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    • Elisabeth Berger schreibt:

      …….da hast du recht, liebe Edith!
      Wenn der Mensch soviel bedingungslose Liebe und Gerechtigkeitssinn wie das Tier intus hätte, wäre diese Welt ein besserer Platz für uns alle🌐

      Lieber Gruß und Namaste🙏
      Elisabeth

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Liebe Edith,
      bei Deinem Erlebnis waren es sogar zwei Hunde, die nicht zusammen leben. Danke für Deinen Bericht! 😀
      LG Susanne

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  7. Paula schreibt:

    Also wir sind uns da ganz sicher,dass Miranda Rücksicht auf Bachus genommen hat,so wie Du es beschreibst.
    Tiere sind doch viel sensibler als wir Menschen es uns vorstellen können.
    Unsere Bernadett kläfft ja gerne mal fremde Menschen an und lässt kaum Fremde an sich ran,
    kleine Kinder hingegen dürfen ALLES mit ihr machen.Wenn sie beim Streicheln zu grob werden geht sie einfach rückwärts und schaut mich hilfesuchend an.Aber sie würde kleine Kinder nie anknurren oder nach ihnen schnappen.
    Anderes (besseres) Beispiel:
    Da wo wir Bernadett her haben ,gibt es in der Tür eine Hundeklappe,bei uns nicht.Als wir mal bei Isi zu Besuch waren ist Bernadett dort natürlich durch die Hundeklappe rausgegangen,Paula wollte hinterher,hat sich aber nicht durch das unbekannte Ding hindurch getraut.Da kommt Bernadett zurück und hebt die Klappe etwas mit der Nase an,damit Paula durchlaufen kann.
    Wir waren alle baff,als wir das gesehen haben.

    Tiere sind die besseren Menschen

    Liebe Grüße Uwe

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Schon wieder gibt es hier die Rücksichtnahme bei Kindern. Das scheint bei vielen Hunden vorhanden zu sein. 😀 Das Erlebnis mit der Hundeklappe ist wirklich erstaunlich! Danke liebe Uwe, dass Du uns davon berichtet hast! 😀
      LG Susanne

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  8. Fellmonsterchen schreibt:

    Man sieht es ja schon daran,wenn die Hunde zu einem kommen und einen trösten, wenn es einem nicht so gut geht. Wahnsinnig einfühlsam war mein Hund Rakko, er spürte es schon, wenn ich etwas kaputt von der Anstalt nach Hause kam, z. B. wg. Kopfschmerzen oder Hirnkeks-Kollegen… Er forderte dann kein Spielen ein, sondern war ganz schmusig und auch mit einem gemütlichen Abend drinnen zufrieden. Nelly und Socks kommen auch an, wenn ich traurig bin und geben mir Küsschen.

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  9. spirit148 schreibt:

    Ach Gott wirklich nett ☺️! Das sie dann so rücksichtig nimmt!

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  10. wolke205 schreibt:

    Selbst eine Diva nimmt also Rücksicht 😀 ❤ Shaman hat sich in der Halle gerne mal festgelegen und ich musst ihn umdrehen, da konnt ich aufpassen, dass ich nix abkrieg. Im Gegensatz zu Miranda interessiert ihn das nämlich herzlich wenig wer da in der Nähe steht 😀

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