Kein Märchen

Ich muss meine erst vor kurzem gemachte Aussage „In unserem Bundesland gibt es keine Raubtiere mehr“ revidieren.
Gestern war ich bei einer Informationsveranstaltung, zu der der Landesschafzuchtverband eingeladen hatte. Es ging um die Rückkehr der Wölfe. Zuerst dachte ich es sei ein Scherz, als ich die Einlandung erhielt… Es war aber keiner!

Nach über 100 Jahren Abwesenheit, kehrt der Wolf langsam wieder nach Deutschland und damit auch nach Niedersachsen zurück. In den letzten Monaten gab es immer wieder Hinweise auf Wölfe in unserer Gegend. Dabei soll es sich nicht um ein im Herbst letzten Jahres ausgebrochenen Zoo-Wolf handeln. Der Wolf der aus dem Zoo ausbüxte und den sie nicht mehr einfangen konnten, war ein Jungtier. Er wurde noch längere Zeit immer mal wieder gesichtet. Mitlerweile ist er erwachsen und ist wahrscheinlich in ein anderes Gebiet abgewandert. Von dem ausgebrochenen Zoowolf erfuhr ich erst auf dieser Veranstaltung.
In unserer Gegend sollen sich ein oder zwei Wölfe aufhalten, die eingewandert sind. So ganz genau weiß das niemand, weil die Tiere sehr scheu sind und sich gut vor dem Menschen verstecken können. Es gab aber mehrere glaubhafte Sichtungen der Tiere.

Die Veranstaltung war sehr interessant. Wir erfuhren viel über das Verhalten der Wölfe. Ein Wolfsrudel in Deutschland ist nicht sehr groß. Es besteht meistens aus einem erwachsenem Wolfspaar, dass eine lebenslange monogame Beziehung eingeht, den fast erwachsenen Kindern aus dem letzten Jahr und den Welpen. So kann ein Rudel aus ca. 8 Tieren bestehen. Die Halbwüchsigen bleiben bis zur Geschlechtsreife bei den Eltern und lernen durch beobachten das Jagen. Wenn sie geschlechtsreif sind, was mit 11 bis 22 Monaten der Fall ist, werden sie verjagt und wandern in andere Gebiete ab. Das Revier eines Wolfsrudels in Deutschland ist durchschnittlich 20.000 bis 30.000 Hektar groß. Ein Wolf kann in einer Nacht bis zu 70 Kilometer zurück legen.
Es gab einen Vortrag über Wolfsspuren. Also wie man erkennen kann, ob sich ein Wolf in der Nähe aufhält. Zu sehen bekommen werden ihn nur sehr wenige, da die Tiere den Menschen meiden. Die einzige Chance zu erkennen, ob sich ein Wolf in der Nähe aufhält, sind deshalb die Spuren. Außerdem erklärte man uns Schafhaltern und Großtierbesitzern, wie wir unsere Tiere vor Wolfsangriffen schützen können. Alle Maßnahmen sind sehr kosten- und arbeitsaufwendig. Diese Kosten bleiben natürlich bei den Tierhaltern. Es wurde erklärt, ob und wann es Entschädigungen gibt, falls ein Tier von einem Wolf gerissen wird.

Danach begann eine lange Diskussionsrunde, die zeigte wie verunsichert Schafhalter und Besitzer von Kühen und Pferden sind. Ich weiß auch nicht so genau was ich von der Rückkehr der Wölfe halten soll. Einerseits ist es natürlich toll, dass ein vor 100 Jahren ausgerottetes Tier, in seinen alten Lebensraum zurück kehrt. Andererseits ist es in der heutigen Zeit schwierig mit Raubtieren zusammenzuleben. Ich mache mir auch Gedanken um meine Tiere.

Über Hilfe für Miranda

Wir helfen Miranda, einer ausrangierten Hannoveraner Zuchtstute. Wir sind eine kleine Gruppe Privatpersonen, die sich durch den Fall Miranda kennen lernten und eine Hilfsaktion daraus machten! Daraus ist 2015 der gemeinnützige Tierschutzverein "Tierhilfe Miranda e.V." geworden. Miranda bekam Freunde dazu und nun kümmern wir uns ausschließlich um alte und unvermittelbare Tiere. Mit unserem Blog wollen wir auch auf das Schicksal der Zuchtstuten aufmerksam machen. Denn sie landen fast alle beim Schlachter, sobald sie keinen Gewinn mehr bringen. Miranda steht stellvertretend für alle Zuchtstuten, denn auch ihr Weg war schon beschlossen. Mit 20 Jahren und nach zwei Totgeburten, sollte sie geschlachtet werden. Nur weil wir sie freikauften, einen Gnadenbrot-Platz für sie schafften, retteten wir ihr das Leben. Der Blog berichtet aktuell über Mirandas neues, artgerechtes Rentnerleben. Wir möchten niemanden anklagen oder verurteilen, wir möchten nachdenklich machen. Schön wäre ein Umdenken bei Züchtern und Reitern zu erreichen. Wir möchten auch Unterstützung finden. In Form von Mithilfe, Sachspenden und Spenden, damit wir Miranda ein wundervolles Leben ermöglichen können. Sie hat verdient, nach vielen Jahen als Gebärmaschine würdevoll und artgerecht behandelt zu werden. Wir möchten auch, dass jeder der nun weiß, was mit ausrangierten Zuchtstuten passiert, die Geschichte weiter erzählt. Dafür sagen wir DANKE!
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10 Antworten zu Kein Märchen

  1. einfachtilda schreibt:

    Vielleicht treffe ich heute einen Wolf, werde über Wiesen und durch Wälder streifen, bin also mal wieder unterwegs, aber eher in Sachen Familie und ich hoffe, dass das Wetter noch wird…es regnet.

    Liebe Grüße von Mathilda ♥

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  2. droegeh schreibt:

    Liebe Susa!
    Man liest überall von der Rückkehr der Wildtiere aus dem Osten, natürlich soll man sie hier leben lassen, aber anders als vor hundert Jahren ist unser Land sehr dicht bevölkert, die Voraussetzungen wurden ganz andere.
    Wollen wir hoffen, dass die kleinen Rudel sich am Wild, das zahlreich vorhanden ist, genügen werden. Ansonsten ist ein Konflikt wie in der Schweiz nicht ausgeschlossen. Bei dir wird der Wolf nicht auftreten, er liebt den großen Wald, die Unterschlüpfe, dein weites Land wird er wohl nicht mögen.

    Schönes Wochenende wünscht dir der HEIKO

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Lieber Heiko,

      wir haben erfahren, Wölfe sind sehr flexibel was ihren Lebensraum betrifft. Zusammenhängende, große Wälder werden gern genutzt, sind aber nicht nötig. Wölfe kommen auch in Steppen- oder Feldlandschaften vor, wenn hier das Nahrungsangebot groß genug ist. Und wenn noch ein ruhiger Bereich für die Welpenaufzucht vorhanden ist. Unsere Ecke von Niedersachsen bietet dem Wolf also gute Lebensbedingungen.

      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünsche ich Dir!
      Susa

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  3. kowkla123 schreibt:

    ja, sie sind wieder da, bei uns und in Brandenburg schon ausgeprägter, haben auch schon gerissen, ich glaube aber nicht, dass sie nun ausgerechnet in deine Gegend kommen, man weiß echt nicht ob der Gefahr und wie man sich verhalten soll, im Wolfswald bei uns sind sie ja eingezäunt, da beobachten wir sie gerne obwohl sie eigentlich böse aussehen im Regelfall, also, mache dir keine Sorgen, schönes WE, Klaus

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  4. wolke205 schreibt:

    Also wenn Wölfe bis zu 70 km in einer Nacht zurücklegen..oh je…in Hagenow wurden schon vor Jahren die ersten Wölfe wieder gesichtet und das ist ja grad mal so 30 km von Hotta entfernt…Auf der einen Seite find ich s gut, dass sie wieder heimisch werden, aber Sorgen macht man sich natürlich trotzdem…

    Liebe Grüße

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    • Hilfe für Miranda schreibt:

      Dann habt ihr auch welche. Ein Wolfsrevier ist 20.000 bis 30.000 Hektar groß! Mir geht es genau so wie Dir. Einerseits ist das toll und faszinierend, andererseits macht man sich doch Sorgen, besonders um die Tiere…

      LG Susa

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  5. Pingback: Der Wolf ist zurück | Hilfe für Miranda

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